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Naturräume in Baden-Württemberg: Donau-Iller-Lech-Platte

Foto: P. Dreher


Die Donau-Iller-Lech-Platte umfasst den während der letzten Kaltzeit (Würmeiszeit) nicht vergletscherten Teil des Alpenvorlandes. Die Landschaft ist geprägt durch die überwiegend flachen Hügel der Altmoränen und der eiszeitlichen Schotterablagerungen sowie die durch die Schotterebenen in den würmeiszeitlichen Schmelzwasserrinnen entlang der Flüsse Donau, Ablach, Riß und Iller. Landschaftliche Besonderheiten sind die großen vermoorten ehemaligen Seebecken des Federseerieds und des Wurzacher Rieds sowie der seine Umgebung um mehr als 100m überragende aus miozänen Süßwasserkalken aufgebaute Bussen (HÖLL UND BREUNIG 1995: 461).

Die naturräumlichen Haupteinheiten der Donau-Iller-Lech-Platte:

  • Die D o n a u – A b l a c h – P l a t t e n [040] umfassen das ehemalige Teilzungenbecken der Donau und des Federsees und das leichtgewellte westliche Altmoränenhügelland im Umland. Die Altmoränenplatten sind von Wiesentälern durchzogen, wogegen sich die kiesig-sandigen Lehmböden der Schotterflächen in Abhängigkeit von ihrer Wasserführung für den Ackerbau eignen. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 7,0 °C, die Jahresniederschläge liegen bei 700 mm (im Norden) bis 800 mm im Süden. Bis auf das Federseebecken ist das Gebiet weitgehend entwaldet.
  • Die R i ß – A i t r a c h – P l a t t e n [041] umfassen den Ostteil der Altmoränenlandschaft des rißeiszeitlichen Rheingletschers. Sie sind stärker reliefiert und mit 800 (NW) – 1600 mm (SO) Niederschlag deutlich niederschlagsreicher als das Westliche Altmoränenhügelland. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 7,0°C an den Hängen bis 7,5°C in den Tälern. Aufgrund des in den verbreiteten eiszeitlichen Fließerden von West nach Ost abnehmenden Lößanteils sowie aufgrund der höheren Niederschläge und der zunehmenden Höhe verschlechtern sich die Anbaubedingungen für die ackerbauliche Nutzung von West nach Ost, so dass hier die Grünlandnutzung dominiert.
  • Das tertiäre H ü g e l l a n d  d e r  u n t e r e n  R i ß [042] befindet sich zwischen dem Albrand und den o.g. Altmoränenplatten. Es ist geprägt durch die breiten Talniederungen der Donau und der unteren Riß, lößbedeckte Schotterterrassen und Tertiärhügel, von denen der Bussen mit 767 m NN der höchste ist. Der Raum ist sehr gut ackerbaulich nutzbar und daher stark entwaldet. Die durchschnittlichen Jahresniederschläge liegen bei 700 – 800 mm, die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 7,5°C.
  • Die H o l z s t ö c k e [043] sind der östliche Teil der Terrassen- und Plattenlandschaft zwischen Riß- und Iller, die sich von 515 bis 629 m NN im Süden auf mehreren Niveaus erstrecken. Sie sind in Längsrichtung von Rottum, Rot und Weihung durchflossen. Auf den niederen Platten sind Sandböden verbreitet, die gut ackerbaulich nutzbar sind, auf den Talböden ist das Grünland weit verbreitet und die höheren Terrassen weisen häufig pseudovergleyte Böden auf und sind daher waldbestanden. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 7,0 – 7,5°C, der durchschnittliche Jahresniederschlag bei 750 – 1000mm.
  • Das 3 – 5 km breite U n t e r e  I l l e r t a l [044] besteht aus mehreren Terrassen. Die Iller ist begradigt und mehrfach zur Energiegewinnung aufgestaut. Die Böden der Schotterterrassen sind gut ackerbaulich nutzbar. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 7,0°C auf den Höhen und 7,5°C in den Tälern. Der Jahresniederschlag liegt bei 700 – 1100 mm (Nord – Süd).
  • Das D o n a u r i e d [045] ist großflächig vermoort. Durch verschiedene wasserbauliche Maßnahmen herrschen heute jedoch grundwasserferne Standorte vor. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 8,0°C, der Jahresniederschlag liegt zwischen 630 und 700mm. Die Böden werden im wesentlichen ackerbaulich oder als intensives Grünland genutzt (HÖLL UND BREUNIG 1995 UND OSINSKI UND HEINL 1996).

Im Verlauf des Mittelalters hatte sich Oberschwaben zur Kornkammer der Alpenregion entwickelt. Getreide wurde über den Bodensee mit Lastseglern und später Dampfschiffen hauptsächlich ins Thurgau transportiert, zum wirtschaftlichen Ausgleich kamen aus dem Thurgau Käse, Butter, Zuchtvieh und Holz. Neben dem Getreidehandel erzielten die Bauern auch durch den Anbau und die Weiterverarbeitung von Hanf und Flachs gute Einkünfte. Leinwand und Barchant (Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle) wurden ebenfalls über den Bodensee nach St. Gallen geliefert, wo sie weiterverarbeitet wurden.
Im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen der maschinellen Baumwollweberei und der billigen Transportmöglichkeit mit der Eisenbahn brach der oberschwäbische Textilmarkt jedoch zusammen, gleichzeitig gelangte über die Eisenbahn billigeres ausländisches Getreide auf den Markt. In Rorschach wurde 1862 erstmals ungarischer Weizen verkauft. Die Preise für Getreide aus Oberschwaben sanken und der Export über den Bodensee ging von 286.700 Zentnern im Jahr 1853 auf 2.628 Zentner im Jahr 1882 zurück.
Infolge dieser Entwicklung wandten sich die oberschwäbischen Bauern verstärkt der Viehzucht und Milchwirtschaft zu, die bisher nur Bedeutung für die Eigenversorgung hatte. Mit der Eisenbahn konnte nun Milch bis nach Stuttgart transportiert werden.
Dieser Strukturwandel hatte auch Auswirkungen auf die oberschwäbischen Moore, die bis zu dieser Zeit nur in geringem Maße zur Weidewirtschaft, zur Gewinnung von Holz und Streu genutzt wurden. Da der Viehbestand zu-, der Getreideanbau dagegen abnahm, war Stroh bald Mangelware. Als geeignete Einstreu für die Viehhaltung wurde nun Torf genutzt. 1885 wurde eine Torfstreuanlage im Steinhauser Staatsried eröffnet, kurz darauf entstanden im Pfrunger Ried, im Arrisrieder Moos (1894) und im Wurzacher Ried (1897) neue Streutorfwerke. Mit dem Aufkommen der Schwäbischen Eisenbahn, die hauptsächlich mit Torf beheizt wurde, nahm außerdem der Abbau von Brenntorf stark zu. Auch Niedermoore wurden vermehrt zur Streugewinnung genutzt, indem im Herbst oder Winter Röhrichte und Seggenrieder gemäht wurden. Die gemähten Niedermoorflächen entwickelten sich durch den Nährstoffentzug zu den typischen Streuwiesen. Etwa 10% der Fläche im Allgäu waren Streuwiesen. Streuwiesen erzielten bald höhere Preise als gute Futterwiesen. Das Pfeifengras wurde sogar gezielt angesät. Der Höhepunkt der Streuwiesenkultur wurde in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhunderts erreicht. Ab den 60er Jahren setzten sich jedoch Stalltechniken durch, bei denen kein Einstreumaterial mehr benötigt wurde. Die Zahl der Streuwiesen, die nur von Hand zu bearbeiten waren, ging daraufhin kontinuierlich zurück. Etwa 80% der ehemals vorhandenen Streuwiesen sind in diesem Gebiet verschwunden. Etwa die Hälfte davon wurde in Futterwiesen umgewandelt, ca. 20% wurden zu Fichtenforsten aufgeforstet, der Rest fiel meist brach.
Auch die zur Heugewinnung genutzten Feuchtwiesen am Rande der Niedermoore, die traditionell im Sommer zweimal gemäht und gelegentlich mit Festmist gedüngt wurden und sich dadurch zu blumenreichen (Trollblumen-Bachdistel-)Wiesen entwickelten verschwanden ab den 60er Jahren kontinuierlich durch Entwässerung, Erhöhung der Schnittfrequenz und Düngung (RENNER 1997: 214 ff).

Die feste Besiedlung der Kernzonen des Donaumooses begann zwischen dem 6. und 9. Jhdt. n. Chr.: Die Burgstellen Riedhausen und Schwarzenwang wurden wie das Schloß Riedheim auf künstlich aufgeschütteten Hügeln errichtet. Die Niederterrasse war noch weitgehend unwirtliches Sumpfgebiet, das nur am Rand als Weide genutzt wurde. Ackerbau fand auf den Mineralischen Böden der Hochterrasse und des Donaugrießes statt. Im Mittelalter wurden Mühlen an der Nau erbaut; Langenau, Leipheim und Ulm waren Zentren der Leinenweberei. Ab dem 18. Jhdt. waren die Hauptnutzungen des Niedermoores Viehweide, Streugewinnung und Torfabbau. Die eigentliche Erschließung des Kernbereichs erfolgte erst im 19. Jhdt. innerhalb weniger Jahrzehnte, begünstigt durch die erste Donaukorrektion. Durch die Eintiefung des Flusses kam es zu einer raschen, deutlichen Grundwasserabsenkung (ASSMANN 1995 in MÄCK 1999). Weitere Ausbaumaßnahmen führten zu weitergehenden drastischen Grundwasserabsenkungen.

Foto: A. Moon



Nach wie vor spielt die Ackernutzung eine große Rolle im Naturraum, wobei wie im voralpinen Hügel- und Moorland der Anteil der Ackernutzung von Nordwesten nach Südosten abnimmt. So überwiegt im Hügelland der Unteren Riß die Ackernutzung, wogegen auf den Altmoränenplatten der Riß-Aitrach-Platten Grünland dominiert.

Die Donau-Iller-Lech-Platte ist v.a. von Bedeutung für Biotoptypen der Gewässer, der Gehölzbestände, der Abbauflächen und der Moore. Ihren baden-württembergischen Verbreitungsschwerpunkt haben hier die Biotoptypen Kiesgrube, Kies-/ Schotterfläche und Altwasser. Die Biotoptypen der Moore konzentrieren sich hier auf die Naturräume Riß-Aitrach-Platten (z.B. Wurzacher Ried) und Donau-Ablach-Platten. Im übrigen Naturraum spielen sie aufgrund der geringeren durchschnittlichen Jahresniederschläge kaum eine Rolle HÖLL UND BREUNIG 1995: 462 ff).

Tab. 1: Die bei der Biotopkartierung 1981 – 1989 am häufigsten erfassten Biotoptypen im voralpinen Moor- und Hügelland (aus BREUNIG 1995: 463).

 

Donau-Ablach-Platten

Riß-Aitrach-Platten

Hügelland der unteren Riß

Holzstöcke

Unteres Illertal

Donauried

1

Hecken, Gebüsche

Weiher/ Teich

Hecken, Gebüsche

Gehölzstreifen

Auen- und Uferwälder

Hecken, Gebüsche

2

Röhrichte

Mesophytische Laubmischwälder

Gehölzstreifen

Mesophytische Laubmischwälder

Gehölzstreifen

Graben

3

Gehölzstreifen

Gehölzstreifen

Röhrichte

Hecken, Gebüsche

Röhrichte

Röhrichte

4

Feldgehölz

Röhrichte

Auen- und Uferwälder

Röhrichte

Hecken, Gebüsche

Fettwiese

5

Großseggen

bestände

Feldgehölz

Mesophytische Laubmischwälder

Weiher/ Teich

Graben

Nasswiese/ Feuchtwiese

Montane Buchen-Tannen-Fichtenwälder, submontane Buchen-Eichenwälder mit Tanne und Hainsimsen-Buchenwälder neben Auen- und Uferwäldern in den Flussniederungen bilden die PNV des Naturraums.

Leitbilder zur Landschaftsentwicklung
Allgemein

Streuobstbestände, Hecken, Gebüsche und Feldgehölze sollten erhalten und wenn möglich ausgedehnt werden

Foto: P. Dreher

Donauried

Da die Donau-Aue trotz ihrer starken wasserbaulichen Veränderung ein gutes Potential zur Restaurierung großer zusammenhängender Aue-Lebensräume und das Zulassen natürlicher Prozesse auf großer Fläche bietet, sollte eine Entwicklung in diese Richtung angestrebt werden:

  • Sanierung der Wasserqualität und Sicherung der natürlichen Überschwemmungsgebiete mit Rückhalt von größeren Wassermengen in der Aue durch Umwandlung von Acker- in Grünland und durch Extensivierung von Grünland;
  • Umgestaltung naturferner Gewässerabschnitte;
  • Entfernen von Wanderungshindernissen für Gewässerorganismen;
  • Bereitstellung von großflächigen Gewässerrandbereichen für die Flussentwicklung;
  • Ausdehnung der Au- und Sumpfwälder;
  • Sicherung von naturnahen Gewässerabschnitten, Röhrichten, Mooren, Gewässern, Feuchtgrünland.
  • Restvorkommen von Trockenbiotopen in der Aue sind als natürlicher Bestandteil des Systems zu entwickeln.
Unteres Illertal

Für die durch extreme Grundwasserabsenkung geschädigte Iller besteht erheblicher Sanierungsbedarf, was allerdings zum Großteil nur gemeinsam mit Bayern umsetzbar ist. Im Grunde sollten dieselben Ziele wie im Donauried angestrebt werden.

Foto: C. Harf

Erhalt und Sicherung noch vorhandener Moorbiotope durch

Wiederherstellung oder Aufrechterhaltung eines geeigneten Wasserregimes der Moorkörper und der näheren Umgebung

Senkung des Trophiegrads der Zuflüsse zu Niedermooren und Sümpfen und des Grundwassers

=> Verschluß von Entwässerungsgräben, auf Niedermoorstandorten Umwandlung von Acker- in Grünland, Extensivierung von Grünland

Erhalt und Sicherung noch vorhandener Streuwiesen durch Aufrechterhaltung der Nutzung bzw. Pflege.
Schutz von Kleingewässern vor Nährstoffeintrag und Verfüllungen.

=> Wiederherstellen eines Biotopverbundsmosaiks aus Feuchtgrünland, Streuwiesen, Mooren und Gewässern.

Donau-Ablach-/ Riß-Aitrach-Platten

Holzstöcke/ Hügelland der unteren Riß

Sicherung der (abbaubedingten) Stillgewässer. Kiesgruben u.ä. sollten nicht rekultiviert werden, da die Folgenutzungen wie Land- und Forstwirtschaft oder Erholungsbetrieb den Biotoptyp gefährden.

Extensivierung der Ackernutzung (OSINSKI UND HEINL 1996).

BREUNIG, T. (1995): Die Biotoperhebungen in den naturräumlichen Großlandschaften Baden-Württembergs – Ergebnisse der Biotopkartierung 1981 – 1989. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.- Württ. 81: 461 - 463.  – In: HÖLL, N. UND BREUNIG, T. (Hrsg.): Biotopkartierung Baden-Württemberg. Ergebnisse der landesweiten Erhebungen 1981 – 1989. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.- Württ. 81: 544 S.

MÄCK, U. (1999): Schwäbisches Donaumoos. – In: KONOLD, W., BÖCKER, R. UND HAMPICKE, U. (1999): Handbuch Naturschutz und Landschaftspflege. Kompendium zu Schutz und Entwicklung von Lebensräumen und Landschaften. – Landsberg: ecomed.

OSINSKI, E. UND HEINL, T. (1996): Donau-Ablach/ Riß-Aitrach-Platten. E473 – E514.

OSINSKI, E. UND HEINL, T. (1996): Doanu/ Riß-Aue. E615 – E646.

RENNER, F. (1997): Landwirtschaftliche Nutzung der Moore, S. 214 - 217 - In: Oberschulamt Tübingen (Hrsg.): Faszination Moor - Ein ganzheitlicher Ansatz. 244 S.

UMWELTMINISTERIUM (Auftraggeber)(1996): Räumlich differenzierte Schutzprioritäten für den Arten und Biotopschutz in Baden-Württemberg – Zielartenkonzept. 1691 S.

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