Naturräume Baden-Württembergs: Neckar- und Tauber-Gäuplatten
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1. Einführung
Die Neckar- und Taubergäuplatten stellen die größte naturräumliche Großlandschaft Baden-Württembergs dar, wobei die einzelnen Haupteinheiten beträchtliche klimatische und edaphische Unterschiede aufweisen. Gemeinsam ist ihnen jedoch der Aufbau aus flachkuppigen Hügellandschaften des Muschelkalks, flachwelligen Lößgebieten und plateauartigen Landschaften, in denen die Muschelkalkschichten von Sedimenten des Gips- und Lettenkeupers überdeckt sind (BREUNIG 1995: 473). Die Bezeichnung „Gau“ bzw. das alemannische „Gäu“ wurde ursprünglich auf wasserreiche, waldfreie Auenlandschaften angewandt. Heute bezeichnet man mit „Gäulandschaften“ v.a. die waldarmen Landterrassen des schwäbisch-fränkischen Schichtstufenlandes und verbindet damit die Landschaften der offenen, fruchtbaren Ackergebiete (KUBACH 1995: 7).
2. Naturräume und Standortverhältnisse
Die naturräumlichen Haupteinheiten der Neckar- und Tauber-Gäuplatten sind:
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Das A l b – W u t a c h – G e b i e t [120] stellt den südlichsten Teil der Großlandschaft dar. Mit Höhenlagen zwischen 230m NN am Hochrhein bis 900 m NN auf den Bonndorfer Platten liegt die Jahrestemperatur bei 6,5 – 7,5°C, der durchschnittliche Jahresniederschlag bei 810 mm bei Blumberg bis 1300 mm im Schwarzwald. Auf den Hochflächen ist Ackerbau vorherrschend, die Hänge sind mit Wald bestockt. Am Hochrhein und in der Klettgauer Talung sind Obst- und Weinanbau möglich.
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Die Hochmulde der B a a r [121], mit großflächigen Feuchtstandorten und Moorbildungen, zwischen Alb und Schwarzwald gelegen, ist gekennzeichnet durch ein raues, montan-kontinental getöntes, niederschlagsarmes Klima, aber gute Böden, so dass trotz der durchschnittlichen Jahrestemperatur von 6,5°C und Jahresniederschlägen von 730 – 900 mm auch hier der Ackerbau vorherrscht. Wärmeliebende Ackerunkräuter sind hier allerdings nicht zu finden.
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Die O b e r e n G ä u e [122] sind gegliedert in einen kuppenreichen westlichen Teil mit überwiegend flachgründigen skelettreichen Standorten und zahlreichen Hecken (Heckengäu) und einen von Lettenkeuper und Löß geprägten, besser ackerbaulich nutzbaren östlichen Teil (Korngäu). Die mittlere Jahrestemperatur liegt bei 7,5 – 8,0°C, bei Jahresniederschlägen von 670 mm bei Böblingen bis 1500 mm bei Freudenstadt. Bezüglich der Ackerwildkrautflora kann das Korngäu als Verarmungsgebiet gelten, wogegen das Heckengäu als gutes Entwicklungsgebiet zu werten ist.
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Das von Keuperhöhen umgebene N e c k a r b e c k e n [123] ist gekennzeichnet durch ein mildes Klima mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 8,5°C und Jahresniederschlägen von 610 – 930 mm. Die mächtigen Lößböden werden i.d.R. intensiv ackerbaulich genutzt, an den Hängen der Flusstäler von Neckar, Rems, Murr, Ems, Schozach und Glems finden sich die besten Weinbaulagen. Aufgrund der intensiven Nutzung ist die Ackerwildkrautflora im Gebiet stark verarmt.
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Der in einer tektonischen Mulde erhalten gebliebene Zeugenberg-Komplex des S t r o m - u n d H e u c h e l b e r g [124] ist die einzige Gäulandschaft, die überwiegend von Keupersedimenten aufgebaut wird. Durch die weit hineinreichenden Täler der Gäuplatten ist sie eng mit den Gäulandschaften verbunden. In den Tälern des Strom- und Heuchelberges wird meist Grünlandnutzung betreiben, während die Hänge vom Weinbau bestimmt und die Bergkuppen mit Wald bestanden sind. Es herrscht ein mildes Klima mit durchschnittlich 8,0°C Jahrestemperatur und 400 – 850 mm Jahresniederschlag.
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Der K r a i c h g a u [125] ist mit 8,5 - 9,0°C mittlerer Jahrestemperatur und 700 – 950 mm Jahresniederschlag die wärmste Gäulandschaft Baden-Württembergs. Zugleich weist er besonders fruchtbare Böden auf, in der Muschelkalk- und Keupersedimente weithin von Löß überdeckt sind. Obwohl der Kraichgau dementsprechend schon lange intensiv ackerbaulich genutzt wird, stellt er bezüglich der Ackerwildkräuter in weiten Teilen eine Spitzenregion dar, was auf eine traditionelle Kleinparzellierung zurückzuführen ist.
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Die K o c h e r – J a g s t – E b e n e n [126] sind geprägt durch die tief in Muschelkalksedimente eingeschnittenen Täler von Jagst und Kocher und die angrenzenden teilweise von Löß- und Keupersedimenten bedeckten Hochflächen. In den Tälern und auf den Hochflächen wird Ackerbau betrieben, die Hänge und Lettenkeuperböden sind meist bewaldet. Die Ackerwildkrautflora hat hier ein gutes Entwicklungsgebiet. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt 8,0 – 8,5°C, der mittlere Jahresniederschlag liegt zwischen 730 und 830 mm.
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Auch auf der H o h e n l o h e r – H a l l e r – E b e n e [127] ist der Ackerbau auf den weit verbreiteten fruchtbaren Böden aus Löß- und Verwitterungslehmen vorherrschend, die Ackerwildkrautflora zeigt ebenfalls ein gutes Entwicklungsgebiet. Mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 7,5°C auf den Hochflächen bis 9,0°C im Neckartal und Jahresniederschlägen von 660 – 870 mm zählt die Hohenloher-Haller-Ebene zu den klimatisch begünstigten Naturräumen.
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Das östlich des Odenwalds gelegene B a u l a n d [128] ist im Süden durch Hauptmuschelkalk und im Nordosten zunehmend durch den unteren Muschelkalk geprägt. Obwohl die Lößüberdeckung nur gering ist, ist auch hier der Ackerbau prägend, es handelt sich um ein gutes Entwicklungsgebiet für Ackerwildkräuter. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 8,0 – 9,0°C, die mittleren Jahresniederschläge liegen bei 600 – 820 mm.
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Auch die Muschelkalkhöhen des Ta u b e r l a n d [129] sind nur gering von Löß überdeckt. Am Ostrand treten jedoch tiefgründige Lößlehm- und Verwitterungslehmböden mit guten Bedingungen für den Ackerbau auf, so dass auch hier der Ackerbau prägend ist. Die Haftdolden-Gruppe ist fast vollständig zu finden, so dass das Tauberland eine Spitzenregion für Ackerwildkräuter darstellt. Die Hänge des Taubertals sind aufgrund der hohen Sonnenscheindauer für Obst- und Weinbau geeignet. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 8,0°C, der Jahresniederschlag liegt zwischen 570 und 750 mm.
(aus BREUNIG 1995, LFL 1994 und OSINSKI UND HEINL 1996)
3. Historische Landnutzung
Die Baar wurde bereits in der Jungsteinzeit besiedelt. Nach BANSE (in REICHELT 1994) stammt das Wort „Baar“ vom indogermanischen „bher“, was soviel wie „aufwallen“ bedeutet. Später wurde der Begriff „bara“ für Sumpf- und Quellland verwendet, was gemäß vegetationsgeschichtlichen Untersuchungen auch zutreffend für die Baar war. In der Baar finden auch heute noch zahlreiche Flüsse ihren Ursprung, wie z.B. die Donau. Die brauchbaren Böden in den Flachen Lagen wurden bereits früh und dicht besiedelt (OSINSKI UND HEINL 1996).
Im Alb-Wutach-Gebiet ist die in Einzelplatten und Riedeln aufgeteilte Hochfläche der westlichen Gäuplatten altbesiedeltes Ackerbauland, während die engen Talfurchen selbst heute noch nur gering besiedelt sind (OSINSKI UND HEINL 1996).
Die Oberen Gäue haben eine lange Tradition als Ackerlandschaften. Die Feldflur war dort, wo der Muschelkalk zutage tritt, von unzähligen Lesesteinriegeln gekennzeichnet, die aus Steinen, die von den Äckern aufgelesen wurden, entstanden, und auf denen zahlreiche Hecken entstehen konnten (daher der Name „Heckengäu“).
Auch das Neckarbecken war bereits 1830 eine reine Ackerlandschaft und der Wald war weitestgehend – bis auf die Übergangsgebiete zu den anderen Naturräumen – gerodet. Der einzige häufig baumgeprägte Biotoptyp war die Obstbaumallee: alle Hauptwege waren von doppelten Baumreihen umrahmt.
Der Kraichgau wird bereits in historischen Karten des 16. und 17. Jahrhunderts weitgehend waldfrei gezeigt (WEBER 1990 in KUBACH 1995), so dass es bereits zu Ende des 15. Jahrhunderts zur heutigen Verteilung von bewaldeten und waldlosen Flächen gekommen sein dürfte. Seit Ausgang des Mittelalters etablierte sich die traditionelle bäuerliche Landnutzung mit der klassischen Dreifelderwirtschaft, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts weitgehend eingestellt und die Brachflächenwirtschaft durch Hackfrucht- und Futteranbau ersetzt wurde. Als traditionelle Erbform herrschte hier die Realteilung vor, was zu einer starken Flurzersplitterung führte. Mittlerweile ist der Kraichgau jedoch größtenteils flurbereinigt (KUBACH 1995).
Wie der Kraichgau waren auch die Hohenloher-Haller-Ebene und die Kocher-Jagst-Ebenen über viele Jahrhunderte lang geprägt von der Dreifelderwirtschaft. Der Anteil der Wiesen an der landwirtschaftlichen Fläche war bis ins 18. Jahrhundert vergleichsweise gering, er lag in manchen Gemarkungen unter 10% (SAENGER 1957 in KONOLD 2002). Jedoch gab es schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts auffallend viele zweischürige Wiesen. Ein Großteil der Wiesen wurde bis zum 1. Mai und nach der Heu- bzw. Öhmdernte beweidet (ESSLINGER 1930 in KONOLD 2002). Wiese war nur, was aufgrund der Feuchtigkeit als Acker nicht mehr nutzbar war. Beweidung fand außerhalb des Dorfetters praktisch überall statt, räumlich und zeitlich aufs Beste geregelt. Standörtlich benachteiligte Flächen (flachgründig, trocken, steil, nass) wurden als Dauerweiden genutzt. Das Schaf als Weidetier war dominierend in der Landschaft. Nach zahlreichen Bemühungen, die Schafhaltung in Hohenlohe zurückzudrängen, ging die Schafhaltung schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts rapide zurück (ESSLINGER 1930 in KONOLD 2002). Das Allmendland wurde bereits bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts sukzessive aufgelöst (SAENGER 1957 in KONOLD 2002).
Der Weinbau hat in Hohenlohe eine sehr lange Tradition. Bereits im Stiftungsbrief von Öhringen aus dem Jahr 1037 wird er erwähnt (SCHUMM 1955 in KONOLD 2002) und bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts wurde stetig versucht, den Weinbau auf alle erdenklichen Flächen (selbst nordexponierte Flächen) auszudehnen. Überall gab es terrassierte Hänge, längs gegliedert durch Steinriegel riesiger Ausmaße, die man manchenorts noch bewundern kann, dazu Weinbergshäuschen, Staffeln, kleine Brachen, dazwischen Streuobstbäume (SAENGER 1957 in KONOLD 2002). Ab Mitte des 18. Jahrhunderts ging im Zuge der Reformen der Weinbau zurück und verlor bis heute den größten Teil seiner Anbaufläche, wogegen der Obstbau zu jener Zeit einen Aufschwung erfuhr (KONOLD 2002).
Das Bauland ist ein altes Ackerbaugebiet mit dem Anbau von Dinkel.
Das Taubertal und seine Seitentäler ist eine über Jahrhunderte hinweg bäuerlich geprägte Landschaft des Weinanbaus. Trocken- und Halbtrockenrasen zeugen an sommertrockenen, mageren und muschelkalkhervortretenden Standorten von früherer Schafweide. Richtung Bayern dominiert auf den waldarmen Lößlehmböden der Anbau von Getreide und Zuckerrüben. Die Form des jeweiligen Anbaus lässt sich am entsprechenden Siedlungstyp und an der Gestaltung der Bauernhöfe erkennen: In den Weinbauorten sind kleine Hofflächen, abgerundete Eingangstore, die kleingeschossigen Häckerhäuschen, Fachwerkbauweise vorzufinden, in den Ackerbaugebieten dagegen große Höfe mit Scheunen in signifikanter Steinbauweise.
4. Landnutzung heute/ Biotoptypen
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Alb-Wutach-Gebiet |
Baar |
Obere Gäue |
Neckarbecken |
Strom- und Heuchelberg |
Kraichgau |
Kocher-Jagst-Ebenen |
Hohenoher-Haller-Ebene |
Bauland |
Tauberland |
1 |
Magerrasen, Kalk |
Hecken, Gebüsche |
Hecken, Gebüsche |
Streuobst-bestand |
Fettwiese |
Gehölz-streifen |
Fettwiese |
Fettwiese |
Hecken, Gebüsche |
Hecken, Gebüsche |
2 |
Waldsaum |
Mager-rasen, Kalk |
Magerrasen, Kalk |
Gehölz-streifen |
Streuobst-bestand |
Hecken, Gebüsche |
Streuobst-bestand |
Streuobst-bestand |
Fettwiese |
Streuobst-bestand |
3 |
Hecken, Gebüsche |
Wald-saum |
Fettwiese |
Hecken, Gebüsche |
Gehölzstreifen |
Streuobst-bestand |
Mesophyt. Laub-misch-wälder |
Gehölz-streifen |
Streuobst-bestand |
Magerrasen, Kalk |
4 |
Mesophyt.Laub-mischwälder |
Röhrichte |
Wärme-liebende Wälder und Trocken-gebüsche |
Fettwiese |
Weiher/ Teich |
Fettwiese |
Gehölz-streifen |
Hecken, Gebüsche |
Mesophyt. Laub-misch-wälder |
Fettwiese |
5 |
Wärmeliebende Wälder |
Wärme-liebende Wälder und Trocken-gebüsche |
Brachen |
Mesophyt. Laub-mischwälder |
Auen- und Uferwälder |
Auen-und Ufer-wälder |
Hecken, Gebüsche |
Auen-und Uferwälder |
Magerrasen, Kalk |
Gehölzstreifen |
Tab. 1: Die bei der Biotopkartierung 1981 – 1989 am häufigsten erfassten Biotoptypen der Neckar- und Tauber-Gäuplatten
Die Neckar- und Tauber-Gäuplatten sind v.a. für Biotoptypen der bäuerlichen Kulturlandschaft typisch. Ihren baden-württembergischen Verbreitungsschwerpunkt haben hier die Biotoptypen Weinberg, Lößwand, Hohlweg, Acker, Streuobstgebiet, Fettwiese, Steinbruch und Fluss. Biotoptypen der Moore spielen eine sehr untergeordnete Rolle. Hoch- und Übergangsmoore sind nur in der Baar vorhanden, Flachmoore kommen vereinzelt vor
Die Landnutzung ist im wesentlichen zweigeteilt: auf den guten Lößböden des Neckarbeckens, des Kraichgaus, der Hohenloher Ebene, des Tauberlands und des Korngäus wird intensiver Ackerbau betrieben. Hier mussten die Obstbaumalleen, die um 1830 noch prägend waren, weichen, die Obstwiesengürtel um die Siedlungen sind großteils verschwunden. Gewässer wurden i.d.R. begradigt. Nach wie vor vorhanden sind jedoch ausgedehnte Weinbaugebiete in Terrassenlage an den Hängen der Täler von Neckar, Enz, Tauber, Rems, Murr, Schozach, Ems und Glems, auch wenn die schlechteren Lagen mittlerweile als Streuobstwiesen genutzt werden. Im Taubertal z. B. findet man heute nur noch ca. ein Zehntel der in den Zeiten des Bauernkrieges bewirtschafteten Weinbergsflächen vor.
Auf Standorten mit ungünstigeren Boden- und Klimaverhältnissen wie im Bauland haben dagegen eher Grünland und Wald zugenommen; auch im Heckengäu hat die Heckendichte aufgrund der schlechten landwirtschaftlichen Nutzbarkeit zugenommen.
„In den Tälern des Strom- und Heuchelberges wird heute meist Grünlandnutzung betrieben, während die Hänge vom Weinbau bestimmt sind. Die Bergkuppen sind von Wald bestanden.“ (OSINSKI UND HEINL 1996)
5. Leitbild zur Landschaftsentwicklung
In den intensiv genutzten Agrarlandschaften muss besonderen Wert auf den Erhalt der noch vorhandenen Hecken, Obstalleen, Streuobstbestände und Saumbiotope gelegt werden und, wo nötig, Ergänzungen im Rahmen der Biotopvernetzung vorgenommen werden. Entlang der Fließgewässer ist eine extensive Wiesennutzung anzustreben, im Idealfall das Zulassen einer natürlichen Auenentwicklung.
In den weniger intensiv genutzten Landschaften muss dagegen eher darauf geachtet werden, dass Grenzertragsstandorte, wie z.B. die Trockenhänge im Taubertal nicht verbuschen oder aufgeforstet werden.
Sonderstandorte wie Moore, Hohlwege und Terrassenweinberge sind zu erhalten. Die Ackerwildkrautflora ist entsprechend dem Maßnahmenkatalog je nach Region zu fördern.
Baar:
„Auf der Baar sind Grünlandgebiete erhalten, die noch von einer landesweit einmalig hohen Dichte von Braunkehlchen und mit bundesweit einzigartigem Bestand der Wanstschrecke besiedelt sind. [...] Die Grünlandgebiete im Verbund mit Resten offener Moore [...] aber auch mit Waldmooren und Stillgewässern sollen [...] [langfristig] artenreich gesichert werden. [...] Dies ist im Verbund mit der Förderung von feucht- und Nassgrünland umzusetzen.“ (OSINSKI UND HEINL 1996)
Stromberg/ Heuchelberg:
„In den Weinbergen ist über die Bewahrung und Neuschaffung hoher Begleitbiotopdichte sowie die Gestaltung von Übergangsflächen zu ‚Hutewaldstrukturen’ die hervorragende Bedeutung des Gebiets [...] zu stabilisieren.[...] im Konzept abgestufter Nutzungsintensität sind besonders sorgfältig die Übergänge der Wald- und Weinbergslandschaft und zu den Grünlandauen und Feuchtgebieten zu planen. Dabei haben extensive Hangwiesen und Streuobstwiesen einen wichtigen Anteil im Gesamtgefüge.“ (OSINSKI UND HEINL 1996)
Heckengäu:
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Sicherung und Verbesserung der biologischen Vielfalt und Erhaltung der landschaftlichen Eigenart des Heckengäus
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Erhaltung und Entwicklung von naturverträglich genutzten landwirtschaftlichen Flächen
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Sicherung und Entwicklung der Wacholderheiden, Magerrasen und Trockenstandorte
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Erhaltung und Förderung nährstoffarmer Glatthaferwiesen
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Erhaltung und Förderung des Streuobstbaus mit extensiver Grünlandnutzung
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Extensivierung und Erhaltung von Feuchtgrünland in den Talauen
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Erhaltung und Förderung von landschaftstypischen Muschelkalkscherbenäckern
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Erhaltung und Förderung einer natur- und umweltverträglichen Nutzung von Acker- und Grünlandflächen
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Erhaltung und Entwicklung von vernetzenden landschaftlichen Strukturen
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Erhaltung und Entwicklung der landschaftsprägenden Hecken, Steinriegel und Trockenmauern
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Erhaltung und Entwicklung der Feldgehölze, landschaftsprägenden Einzelbäume, Baumgruppen und Alleen
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Erhaltung und Entwicklung der Ackerterrassen, Raine und Säume
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Erhaltung und Entwicklung kleinterrassierter Weinberge und Weinbergbrachen
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Förderung der Ackerwildkräuter und Ackerrandstreifen
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Schonende Behandlung und naturnahe Entwicklung der Fließgewässer und ihrer Auebereiche und Taleinhänge
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Wiederherstellung der Vernetzungsfunktion der Gewässer
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Sicherung und naturnahe Entwicklung der Stillgewässer und Riede sowie Extensivierung ihrer Wassereinzugsgebiete
(aus: Landkreis Böblingen, Calw, Enzkreis, Ludwigsburg 2002)
„Im Kraichgau ist die Erhaltung und Entwicklung der extrem artenreichen, in Baden-Württemberg einzigartigen Tierwelt der Ackergebiete Anlass, ein Gebiet abzugrenzen, in dem im Rahmen überwiegend ackerbaulicher Nutzung besonders schutzbedürftige Arten in hoher Dichte erhalten werden sollen. Es sind:
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Arten trocken-warmer (extensiv genutzter) Äcker;
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Arten junger Brachen (Wechselbrachen);
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Arten der Hohlwege, Lößsteilwände und Stufenraine, Kraut- und Grassäume, Wege;
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Amphibienarten wie Kreuz- und Knoblauchkröte, die Äcker als Landlebensräume nutzen können oder, wie die Kreuzkröte, sich in niederschlagsreichen Jahren in Senken oder Fahrspuren verdichteter Ackerböden auch fortpflanzen.
Im Rahmen eines Feld-Vorranggebietes sollten auch alte Nutzpflanzen-Sorten in situ zur Bewahrung ihrer genetischen Vielfalt angepflanzt werden.
In die Weiterentwicklung der Ackerbaulandschaft sollte die naturschutzorientierte Renaturierung und Pufferung belasteter Abschnitte des Kraichbaches einbezogen werden [...]. Notwendig sind:
Großräumig extensive Ackernutzung in abgestufter Nutzungsintensität mit dünger- und pestizidfreier Nutzung (Kerngebiet) bis zu integriertem Anbau mit hoher Dichte von ungedüngten Randstreifen [...].
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möglichst lange, z.T. überjährige Stoppelbrache;
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Wanderbrachen auf nicht überdüngten Böden;
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hohe Dichte von Begleitbiotopen > 200m/ha;
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dynamische Wege;
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Konzept der Auenentwicklung.
(OSINSKI UND HEINL 1996: E123f)
6. Literatur
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HÖLL, N. UND BREUNIG, T. (Hrsg.) (1995): Biotopkartierung Baden-Württemberg. Ergebnisse der landesweiten Erhebungen 1081 – 1989. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.- Württ. 81: 1 – 544.
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BREUNIG, T. (1995): Die Biotoperhebungen in den naturräumlichen Großlandschaften Baden-Württembergs – Ergebnisse der Biotopkartierung 1981 – 1989. - Beih. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.- Württ. 81: 473 – 477.
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INSTITUT FÜR LANDSCHAFTSPLANUNG UND ÖKOLOGIE DER UNIVERSITÄT STUTTGART (1996): Räumlich differenzierte Schutzprioritäten für den Arten und Biotopschutz in Baden-Württemberg – Zielartenkonzept. 1691 S.
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OSINSKI, E. UND HEINL, T. (1996): Kraichgau/ Neckarbecken. E93 – E132.
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OSINSKI, E. UND HEINL, T. (1996): Kocher/ Jagst/ Tauber . E133 – E167.
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OSINSKI, E. UND HEINL, T. (1996): Obere Gäue. E221 – E252.
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OSINSKI, E. UND HEINL, T. (1996): Baar/ Wutach. E383 – E418.
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KONOLD, W. (2002): Hohenlohe – eine Kulturlandschaft im Wandel. – In: Akademie Ländlicher Raum Baden-Württemberg (Hrsg.) (2002): Quo vadis Kulturlandschaft? Dokumentation der Fachtagungen in Gaggenau, Mehrstetten und Untermünkheim 2001/2002: 50 – 59.
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KUBACH, G. (1995): Verbreitung und Ökologie von Laufkäfern (Coleoptera, Carabidae) auf neu angelegten Saumstrukturen in einer süddeutschen Agrarlandschaft (Kraichgau). – Hohenheim: Institut für Phytomedizin der Universität Hohenheim, Fachgebiet Entomologie. Dissertation. Göttingen: Cuviliier Verlag. 240 S.
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LANDKREIS BÖBLINGEN, CALW, ENZKREIS, LUDWIGSBURG (2002): Konzept zur Umsetzung von PLENUM im Heckengäu.
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LFL (Auftraggeber) 1994: Bestandsaufnahme zum aktuellen Entwicklungszustand der Ackerbegleitflora und ihre räumliche Differenzierung in Baden-Württemberg. Erstellung eines regionalen Bedarfs- und Maßnahmenkonzepts zu Erhalt, Entwicklung und Regeneration des gefährdeten Anteils der Ackerbegleitflora in Baden-Württemberg. 133 S. (unveröffentlicht)
7. Links