Übersicht der vegetationskundlichen Untersuchungsergebnisse:
Am Beispiel von drei FFH-Lebensraumtypen haben Simmel et al. (2016) die Auswirkungen der im Rahmen der Offenhaltungsversuche angewendeten Management-Methoden auf Kennarten dieser Lebensraumtypen untersucht. Dabei wurden Populations- und Altersstruktur sowie die Anzahl an Sprossen erfasst. Diese Parameter ermöglichen eine Bewertung der Vitalität der Bestände sowie des Ausbreitungserfolgs mittels Samen.
Für den Lebensraumtyp 6210 (Kalk-Magerrasen) wurden Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum), Feld-Hainsimse (Luzula campestris), Frühlings-Fingerkraut (Potentilla neumanniana), Sauer-Ampfer (Rumex acetosa), Wiesen-Salbei (Salvia pratensis) und Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) untersucht. Für den Lebensraumtyp 6230 (Artenreiche Borstgrasrasen) wurden Arnika (Arnica montana), Flügel-Ginster (Genista sagittalis), Feld-Hainsimse, Borstgras (Nardus stricta) und Sauer-Ampfer untersucht, und für den Lebensraumtyp 6510 (Magere Flachland-Mähwiesen) Gewöhnliche Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium s. str.), Gewöhnlicher Glatthafer (Arrhenatherum elatius var. elatius), Wiesen-Margerite und Frühe Margerite (Leucanthemum ircutianum und L. vulgare s. str.), Sauer-Ampfer und Wiesen-Salbei.
Bei einem großen Teil der Arten, insbesondere den wüchsigeren, konnte kein oder nur ein sehr schwacher Einfluss der Management-Methoden festgestellt werden. Hingegen muss insbesondere für Pflanzenarten, die typisch für eher extensive Weidestandorte sind, die Pflege auf diese abgestimmt werden.
Die Untersuchungen wurden in der Reihe "Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg" (Band
78) der LUBW veröffentlicht:
Simmel,
Josef, Rubanschi, Sven, Poschlod, Peter (2016): Zustandsbewertung der Populationen von Kennarten des FFH-Grünlands bei
unterschiedlichem Management – Ergebnisse aus den Offenhaltungsversuchen des Landes Baden-Württemberg. – Naturschutz und
Landschaftspflege 78: 7-44.
Simmel & Poschlod (2017) haben die Kryptogamenvegetation auf den Dauerflächen der Offenhaltungsversuche untersucht. Dies umfasste die Artengruppen der Moose, Flechten und Großpilze. Neben den bodenbewohnenden Arten wurden auch die epiphytischen, also auf Gehölzen wachsenden Arten erfasst. Gerade die epiphytische Vegetation war angesichts des recht geringen Alters der Trägergehölze – bis auf Ausnahmen haben sich diese erst nach Versuchseinrichtung angesiedelt – überraschend vielfältig.
Insgesamt betrachtet wirkt sich das Management auf die Kryptogamen deutlich aus, wobei strukturreiche Grünlandbestände mit unterschiedlich intensiv gepflegten Bereichen und gegebenenfalls einzelnen gehölzbestandenen Inseln die höchste Artenvielfalt bewahren bzw. fördern.
Die Untersuchungen wurden in der Reihe "Naturschutz und Landschaftspflege Baden-Württemberg" (Band 79) der LUBW
veröffentlicht:
Simmel, Josef, Poschlod, Peter (2017): Die Moose, Flechten und Großpilze der Offenhaltungsversuche des Landes
Baden-Württemberg. – Naturschutz und Landschaftspflege 79: 99-117.
Nach 40 Jahren Versuchslaufzeit haben Simmel et al. (in Vorb.) den Einfluss der einzelnen Management-Methoden auf Gefäßpflanzen-Vegetation und ausgewählte Tiergruppen (Laufkäfer und Radnetzspinnen) untersucht.
Für die Bewertung der Vegetationsentwicklung wurden Daten zur Artenzusammensetzung, Ellenberg-Zeigerwerte, funktionelle Merkmale und die Biomasse des Aufwuchses herangezogen. Die Untersuchung der beiden Tiergruppen erfolgte anhand verschiedener Fang- und Beobachtungsmethoden.
Wie bei den Kryptogamen wirkt sich das jeweilige Management auch auf die Gefäßpflanzen und die beiden Tiergruppen deutlich aus, zur Erhaltung eines intakten Grünlandbestandes ist in der Regel auch ein recht intensives Management nötig. Ebenfalls können strukturreiche und unterschiedlich intensiv gepflegte Flächenkomplexe eine interessante Möglichkeit für die Bewahrung einer hohen Artenvielfalt sein.
Literatur:
Simmel, Josef, Mitlacher, Kirsten, Senger, Sabrina, Sezi, Annika, Poschlod, Peter (in Vorb.): 40 Jahre
Offenhaltungsversuche des Landes Baden-Württemberg: Ergebnisse und Folgerungen für die Praxis aus botanischer und zoologischer
Sicht.
Bei einer populationsgenetischen Studie zur Schlehe (Prunus spinosa) wurden Bestände dieser Art, die sich auf verschiedenen Parzellen (Mulchen, Brennen, Sukzession) auf der Fläche Oberstetten entwickelt haben, auf ihre genetische Unterschiedlichkeit hin untersucht. Die Frage war, ob sie Polykormone (d. h., zusammenhängende, große Klone) sind oder sich aus einer Anzahl von verschiedenen Individuen zusammensetzen. Dies ist wichtig, um das Wachstum dieser Art zu verstehen, die durch ihre wuchskräftigen, dornig bewehrten und dichten Gebüsche sehr häufig Probleme auf zu pflegenden Flächen bereitet – sowohl für maschinelle Eingriffe als auch bei Beweidung.
Im vorliegenden Fall setzte sich jedes der Gebüsche aus zahlreichen, lokal oft sehr eng begrenzten Individuen zusammen. Dies bedeutet, dass sich über die Zeit wiederholt Einzelpflanzen ansiedeln konnten; falsch bzw. nur in begrenztem Umfang richtig ist hingegen die Annahme, einzelne Individuen würden durch ihre unterirdischen Rhizome und Legtriebe sukzessive solche Gebüsche aufbauen. Maßnahmen zur Bekämpfung aufkommender Schlehen sind folglich von Anfang an und dauerhaft nötig.
Weiterhin wurde begonnen, die Nutzungsgeschichte ausgewählter Versuchsflächen während der letzten 200 Jahre zu rekonstruieren. Bei Untersuchungen in Kalkmagerrasen hat sich gezeigt, dass ehemaliger Ackerbau, der gar nicht so selten, insbesondere nach „Notzeiten“ selbst auf ertragsarmen Grünland- bzw. Magerrasenflächen praktiziert wurde, sich heute noch in der Artenzusammensetzung niederschlägt (Karlik & Poschlod 2009).
Literatur:
Karlik, Petr, Poschlod, Peter (2009): History or abiotic filter: which is more important in determining
species composition of calcareous grasslands? – Preslia 81: 321-340.
Übersicht der bodenökologischen Untersuchungsergebnisse: